Wer nicht hören will, muss fühlen.

… diesen Satz habe ich in meiner Kindheit (und sogar noch im jugendlichen Alter) oft genug von meinen Eltern zu hören bekommen. Und ganz häufig habe ich ihn unter Tränen ignoriert bzw. ihn später mit einem müden Lächeln zur Kenntnis genommen. Doch die Ereignisse in den letzten Tagen und Wochen haben mich immer mal wieder um diesen prägnanten Satz „herumkreisen“ lassen.

Nicht weil ich mir die Frage stelle: wie groß werden die Schrammen sein, wenn wir aus dieser Krise herausgekommen sind?

Vielmehr beschäftige ich mich der Gedanke: wie groß muss der Schmerz noch werden bis die Einsicht zu Notwendigkeit der Digitalisierung (auch im Amateurfußball) vorhanden ist?

MOMENTAUFNAHME IN DAUERSCHLEIFE

Als Vater von DREI Söhnen stelle ich momentan (mehr denn je) fest, wie wichtig der Sport meinen Jungs ist bzw. welchen Anteil der Sport im 24/7-Modus meiner Jungs vereinnahmt.

Noah (18 Jahre) hat kurzerhand den „Party-Keller“ zum Fitnessraum umfunktioniert. Dort wird täglich unermüdlich gehüpft, gesprungen, gepumpt und/oder gestemmt. Allerdings weniger mit schweren Metallgewichten – vielmehr mit Alltagsgegenstände wie zum Beispiel unseren Wasser Kisten etc.. Die entsprechenden Anleitungen/Inspirationen hat Noah dazu selbst entwickelt oder zieht sie sich im Internet u.a. bei Youtube. Egal welche Art von Übungen auch gerade gemacht werden. Sein ständiger digitaler Aufpasser und Aufpasser ist seine Apple Watch.

Fiete (10 Jahre) hat das Glück, dass er seit Dezember am FCSTP 2010er Förderkader teilnehmen darf. Fiete ohne Fußball ist wie Weihnachten ohne Baum oder Wasser ohne Sprudel. Dank der Dailychallenge mit Yul erhält Fiete seit dem 22. März seine tägliche Dosis „Fußball“ DIGITAL per WhatsApp zugeschickt.

Moris (14 Jahre) ist der gechillteste im Bunde. Fußball ist seine Leidenschaft. Aber irgendwie scheint es auch eine Art Leidenschaftslosigkeit in seinem Leben zu geben. Immer mal wieder sieht man ihn im Trainingsdress/Laufklamotten herumlaufen. Mal mit Ball am Fuß, aber ganz oft auch ohne. Aber… er spricht ganz oft über den fehlenden Fußball. Die 7-Minuten-App hat er seinerzeit von seinem DFB-Stützpunkttrainer Ingo empfohlen bekommen. Kondition ist für Mo auch ein gewichtiges Thema. Daher macht er sich alle 2 Tage samt Apple Watch auf den Weg. NUR leider hat er nicht das Glück seines kleineren Bruders. Denn Mo schaut tagtäglich vergebens auf sein Handy. Keine Übungen. Keine Challenge. Kein Kontakt. Sein Handy bleibt auf diesem WhatsApp Kanal sehr still.

ONLINEFÄHIGKEIT

Die vergangenen Wochen haben bewiesen wie sich mangelnde Digitalisierung im Amateurfußball/Jugendfußball bemerkbar macht. In Zeiten in denen online gemeinsame Musikkonzerte abgehalten werden, gemeinsame online Spinnig-Einheiten (z.B. Peloton) durchgeführt werden können, in der Gastronomie online Bierverköstigungen angeboten werden und die ARD das WM Finale 1974 als Re-Live Event ankündigt ist zu erkennen – nur im Profifußball wird sich Digital um die schönste Nebensache der Welt gekümmert.

Als langjähriger DFB-Lizenz-Fußballtrainer meine ich erkannt zu haben, dass aber auch der Amateurfußball/Jugendfußball eine Existenz in Zeiten von Corona benötigt. Fragt man Trainerkollegen nach den Folgen der Corona-Krise dann bekommt man u.a. folgende Antwort: „Kein Training, keine Spiele, nur über Social-Media Kontakt, keinerlei Sicherheit wie fit die Spieler sind und ob sie tatsächlich trainieren.“

Die wenigsten Spieler bekommen Trainingspläne bzw. halten diese ein. Individuelle Förderung einzelner Spieler wird aufgrund der Tatsache „Elf Freunde sollt ihr sein“ (Mannschaftssport) ignoriert oder nicht wahrgenommen. Ein Trainer muss zum Spiel ein intaktes Team auf den Platz bringen, muss dabei aber viel mehr auf die Individualität des Spielers achten, um ihn besser machen zu können.

Wie können wir hier aus der Krise lernen und uns Dinge aus anderen Bereichen abschauen? Ich bleibe am Ball. Versprochen.